Montag, 25. Juni 2012

Vorschnauzen statt Mäulerinnen!



Wie heißt eigentlich die weibliche Form von Eichhörnchen? Angeblich gibt es keine, weshalb die Piraten sich geschlechtsunspezifisch jetzt mit "Eichhörnchen" anreden wollen. Von "Maulwurf" hingegen gibt es eine weibliche Form - die Titanic und mir ihr der Kollege Siebers haben sie gefunden.

Die weibliche Form einer Bezeichnung bildet sich im Deutschen durch Anhängen der Nachsilbe -in an die Einzahl der betreffenden Bezeichnung. Der weibliche Dieb heißt somit Diebin, der weibliche Arzt heißt Ärztin. An letzterem Beispiel erkennen wir eine kleine Ausnahme von der Regel: Es kann zu leichten Lautverschiebungen kommen, hier z. B. vom "A" zum entsprechenden Umlaut "Ä". "Maulwürfin" könnte also sogar grammatisch richtig sein, wollte man dem weiblichen Maulwurf denn unbedingt einen eigenen Namen verpassen.

"Eichhörnchenin" ginge übrigens auch, die schwierige Aussprache hindert aber möglicherweise den Erfolg. Dies mag darauf hindeuten, dass man es vielleicht doch manchmal bei einer einzigen grammatischen Form für beide Geschlechter belassen sollte. Früher unterteilte man sowieso in Genus und Sexus, so dass ein grammtisch männlicher Anwalt durchaus auch eine tatsächlich weibliche Anwältin hätte sein können.
Die Emanzipation hat diese schöne, weil einfache, Übung hinweggeschwemmt.


Obendrein ist "Eichhörnchen" ein sächliches Wort, so dass sich die Bildung einer weiblichen Form ohnehin verbieten sollte. Ich erinnere mich allerdings mit Grausen an ein Informationsblatt aus der Schule, dass ernsthaft mit "Liebe Kinder und Kinderinnen" überschrieben war und offenbar von übereifrigen und grammatisch unbeschlagenen Emanzen konzipiert worden war. Zwei Fehler in einem!


Denn eins sollte doch klar sein: Wenn schon weibliche Form, dann doch bitteschön immer nur vom Singular abgeleitet, nicht vom Plural. Kann doch nicht so schwer sein. Und jetzt denke ich letztens, ich höre nicht richtig: Da erklärt mir doch die Kollegin Braun, dass ein weiblicher Vormund im Amtsdeutsch WIE heißt? Vormünderin! Ich wollte sogleich die Sprachpolizei rufen, aber die schlief schon.


Liebe Piraten, liebe Emanzen, liebe Amtsmänner und -männinnen: Ich habe da eine Idee für euch. Macht es wie die Piraten, nehmt sächliche Begriffe. Statt "Vormund" könnte man zum Beispiel "Vormaul" sagen.


Das erspart auch die sich ansonsten aufdrängende weibliche Form "Vorschnauze".



7 Kommentare:

  1. Die Fresse wäre ebenfalls feminin. Der Artikel ist großartig!

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  2. Nur zur Info: Ein Eichhörnchenpaar besteht korrekterweise aus Eichkater und Eichkatze! - Eichhörnchen ist der Überbegriff. Von daher wäre es für die Piraten einfacher sich mit "Mensch" anzureden! ;-)

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  3. Nicht vielleicht doch "Eichkätzin"? ;-)

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  4. Sitzen zwei Feministinnen am Esstisch. Sagt die eine: "Reich mir mal die Salzstreuerin." ;)

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  5. Irgendwann in meinem Studium vor 20 Jahren wurde ich vom "Studenten" auch zum "Studierenden", wobei zweites doch auch männlich ist. Muss man noch irgendwie nachbessern, gender-gerechtigkeitsmäßig...

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  6. Ich hol mir erstmal ne Tüte Studierendenfutter aus dem Supermarkt und warte die weiteren Kommentare ab.

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  7. Meine Mutter war Deutschlehrerin.
    Man sagt beispielsweise nicht Schweinin, sondern Schwein und Sau, und Rehbock und Ricke oder Ziegenbock und Geiß.
    Oder Hengst und Stute oder Katze und Kater.

    Ich grüße alle AdvokatInnen.

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