Donnerstag, 24. März 2011

Wenn man nicht mehr weiter weiß

Da hatten die Menschen 25 Jahre nach dem GAU von Tschernobyl schon fast wieder vergessen, dass Atomkraft gefährlich ist, da kommt dieses blöde Beben in Japan. Und schon kommen wieder diese ewigen Nörgler und nörgeln - dabei konnte die Atomkraft doch gar nichts dafür, dass die Erde gebebt hat. Die Atomkraft ist also das Opfer, nicht der Täter.

Aber mal im Ernst: Seit fünfzig Jahren sind die Risiken und Probleme der Atomkraft bekannt: Der Betrieb von Atomkraftwerken birgt die Gefahr eines Unfalls, der im Zweifel Millionen von Menschen töten oder ernsthaft an der Gesundheit schädigen würde. Dieses Risiko ist nicht auszuschalten; das Bundesverfassungsgericht nannte das einst stark beschönigend "Restrisiko". Beim Betrieb eines Atomkraftwerkes fällt radioaktiver Abfall an, für den auch etwa fünfzig Jahre nach Beginn der "friedlichen" Nutzung der Atomkraft noch immer keine Entsorgungsmöglichkeit gefunden ist.

Welchen Grund könnte es also geben, trotzdem für Atomkraft zu sein? Einen einzigen, und den auch nur stark relativiert: Nämlich den Grund, dass man mit dem Betrieb von Atomkraftwerken Geld verdient und dabei stumpf genug ist, die Risiken und Gefahren der Atomenergie aus dem eigenen Bewusstsein auszublenden. Und weil das auf Dauer nicht ausreicht, muss man als Atomlobby eben einige Politiker auf seine Seite bringen, wie auch immer das genau geschieht. Die beruhigen dann das Volk mit Erzählungen, dass das alles gar nicht so schlimm sei und fügen einige statistische Berechnungen an, wie unwahrscheinlich es doch ist, dass die radioaktive Wolke gerade über das eigene Haus zieht.

Das bringt den Politikern ihre Wählerstimmen, der Atomlobby ihr Geld. Doch dann dieses blöde Beben in Japan, siehe oben. Wie erklärt man als gekaufter -Verzeihung - gewählter Politiker das jetzt seinen Wählern? Die Bundeskanzlerin ist ratlos. Wie heißt es so schön: "Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis". Und das hat die Bundeskanzlerin jetzt auch getan. Sie nennt es Ethikkommission, zusammen gestellt in der verzweifelten Hoffnung, dass irgendjemandem vielleicht doch noch ein Argument für Atomkraft einfallen könnte. Oder dass zumindest die radioaktive Wolke vorbeizieht und aus dem Bewusstsein der Menschen verschwindet.

Das ist politisch einfach nur peinlich, gesellschaftlich ist es gemeingefährlich. Denn der Betrieb der Atomkraft ist gemeingefährlich. Gefährlicher als jede Form der Kriminalität.


4 Kommentare:

  1. es gibt noch einen weiteren (aber auch wirklich nur einen) Grund, für eine vorübergehende Nutzung von Kernenergie zu sein. Dabei kann dieser Grund eher als Frage genannt werden:

    Nutze ich lieber Atomenergie und nehme das Restrisko in Kauf oder nutze ich Kohle und habe das SICHERE Riskio, dass das Klima dadurch geschädigt wird?

    Diese Argumentation ist natürlich schwach, wenn man der Ansicht ist, man könne den Schalter bei beiden Energiequellen auf 0 stellen und Wind/Wasser/Wärme als ausschließliche Quelle nutzen.

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  2. ..und dann könnte man sich mal schlau machen und gucken was andere Energiegewinnungsverfahren so an Risiken bieten und wird feststellen das die Atomkraft weniger Tote kostet als alle anderen effektiven Energieerzeugungsketten.
    Aber die paar tausend Toten/anno alleine bei der Kohle interessieren ja keinen.

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  3. Danke Anke.. ähm Nebgen..

    aber sagen Sie mal... wen haben Sie noch mal gewählt?

    In diesem Sinne

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  4. Die Toten im Kohlebergbau führen sie an, anonym? Das kann doch nur ein Witz sein. Sollen wir jetzt auch noch die Toten in den Uranminen zählen? Man könnte jetzt anführen, dass es im Falle eines Kernkraft-Super-Gaus zu einer Zahl von Toten käme, die jede Bergbau-Statistik in den Schatten stellen würde, aber andererseits weiß man auch, dass Leuten wie Ihnen mit Argumenten nicht beizukommen ist.

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