Freitag, 18. Februar 2011

Von wem reden die?

In Hamburg finden am Sonntag mal wieder Wahlen zur Bürgerschaft statt, so heißt hier das Parlament. Anders als in anderen Bundesländern wird in Hamburg durchschnittlich alle zwei Jahre gewählt, manchmal sogar noch öfter. Das liegt daran, dass der verwöhnte Hamburger seine Stimme manchmal etwas voreilig an Kleinstparteien vergibt, die dann während der Legislaturperiode auseinanderbröseln. Oder weil er sich einfach nicht entscheiden kann. Und dann muss neu gewählt werden.

Wie jedes Mal haben die Parteien auch dieses Mal von unserem Geld überall Wahlplakate hingestellt. Auf allen Plakaten mit Ausnahme derer der Linkspartei sind Gesichter zu sehen, dazu mehr oder weniger griffige Slogans. Wahlkampf mit politischen Inhalten findet so gut wie nicht statt, das ist heutzutage wohl so.

Am auffälligsten sind dieses Mal die Slogans der so genannten CDU. Dem Vernehmen nach hat die sich dieses Mal - möglicherweise aus Finanznot - für etwas entschieden, das man als "Inhouse-Kampagne" bezeichnet hat. Soll heißen: Die Partei hat sich ihre Slogans dieses Mal selbst ausgedacht. Das merkt man.

"Wenn Sie für City-Maut und Schulchaos sind, müssen Sie rot-grün wählen", steht da zum Beispiel. Nun, die City-Maut hätte ich liebend gerne, dann könnte man im Innenstadtbereich endlich wieder atmen. Nur leider gibt es in Hamburg keine Partei, die das fordert. Die wollen ja alle von den Autofahrern gewählt werden. Von wem also soll da die Rede sein? Und das angebliche Schulchaos, wer war dafür noch gleich verantwortlich? Das war die CDU selbst, die mit dem Versuch einer Schulreform - die der seinerzeitige Bürgermeister sogar zur Chefsache erklärt hatte - übel abgeschmiert ist. Und last but not least: Rot-Grün kann man nicht wählen, auch wenn es auch am Ende herauskommen mag.

Drei Satzteile, drei Fehler: Das ist auch für eine "Inhouse-Kampagne" beachtlich. Aber es geht noch toller: Unmittelbar vor der Wahl hat die so genannte CDU ihre Plakate mit einem zusätzlichen roten Kleber versehen, auf dem steht: "Echte Erfolge statt unseriöser Versprechen". Da gerät man jetzt aber wirklich ins Grübeln: Was mögen die meinen?

Meinen die vielleicht das Debakel mit diesem Konzertsaal, dessen Kosten völlig aus dem Ruder gelaufen sind, oder die überflüssigen Milliardenausgaben für zwei U-Bahnstationen ins Niemandsland, vom Bürgermeister a.D. einstmals als "Leuchttürme" bezeichnet? Oder meinen die mit Erfolg, dass sie es geschafft haben eine Schulreform zu verhindern, die sie selbst mitverantwortet haben?

Das fragen sich wohl auch die Verantwortlichen der "Inhouse-Kampagne" selbst, denn woanders titeln sie: "25 % weniger Kriminalität. Und nu?"

Na, ist doch klar: SPD wählen.

4 Kommentare:

  1. freut mich, dass sie 2sogenannte CDU2 schreiben,denn die Unionsparteien vertreten alle Werte - nur nicht christliche.

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  2. In Hamburg kann man tatsächlich rot- grün wählen, wenn man seine 20 (!) Stimmen geschickt einsetzt. So ähnlich wie bei Sternzeichen: "Ich bin SPD- Wähler mit GAL als Aszendent, habe aber noch die Freien Wähler im 2. Haus."

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  3. Scharnold Warzenegger18. Februar 2011 um 09:25

    Wenn Wahlen etwas nutzen würden, wären sie schon langst abgeschafft worden.

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  4. In einer Gemeinde im Oberharz gab's in den 90ern auch 'mal eine Inhouse-Kampagne der CDU. Als Resultat standen die Worte "Probleme sind da, um gelöst zu werden" unter dem nicht sehr fotogenen Gesicht des Kandidaten.

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