Donnerstag, 2. August 2012

Verlieren ist erlaubt


Olympia hat einen Skandal. Nein, es wurde nicht gedopt, zumindest geht es bei dem Skandal nicht um Doping. Aber Chinesen sind trotzdem darin verwickelt.

Zwei Badmintonspielerinnen sollen in der Doppelkonkurrenz absichtlich verloren haben. Mittlerweile mussten die Spielerinnen sich entschuldigen, eine hat sogar angekündigt, sich ganz aus dem Sport zurückzuziehen. Aber seit wann ist es unsportlich, zu verlieren? Muss man denn zwingend immer gewinnen wollen?

Hintergrund ist natürlich das Reglement, das eine Gruppenphase vorsieht, in der man sich neben anderen für die Endrunde qualifizieren kann. Und da guckt man halt vorher schon mal, wer einem so bevorsteht, wenn man Erster wird - und wird dann vielleicht doch lieber nur Zweiter. Dieses Prinzip kennt man von Fußballweltmeisterschaften oder auch vom Schwimmen, wo man sich durch eine schlechte Platzierung in der Qualifikation den Start auf einer vorteilhaften Außenbahn sichern kann. Die älteren Mitleser erinnern sich vielleicht noch an Thomas Fahrner, dem so ein taktisches Spielchen anno 1984 spektakulär missglückt ist. Fahrner hatte im Halbfinale einen Konkurrenten übersehen, wurde statt Achter nur Neunter, musste statt im Finale im "B-Lauf" starten, gewann den mit Olympischem Rekord und ging damit als bester Neunter aller Zeiten in die Olympia-Annalen ein.

Das ist alles also bloße Taktik, die funktionieren kann oder auch nicht. Aber seit wann ist Taktik verboten? Wenn das Reglement derartige taktische Sperenzien hergibt, warum sollte man sie nicht nutzen dürfen? Gibt es da noch irgendwelche Regeln außerhalb des Reglements? Ein Gesetz außerhalb des Gesetzes? Eine nicht kodifizierte Werteordnung jenseits des Regelwerkes?

Das alles kann und darf es nicht geben. Entweder etwas ist erlaubt oder eben nicht. Und verlieren ist erlaubt. Punkt. Aus. Ende.

Von Russland lernen


Bei einem tiefen Blick in das Sommerloch habe ich dennoch mit einigem Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass irgendein Erzbischof gefordert hat, die Verletzung religiöser Gefühle müsse unter Strafe gestellt werden. Das ist eine schöne Idee, die hierzulande bisher nur noch nicht recht gewürdigt werden konnte. Einige abendländische Werte hindern uns bisher noch daran.

Aber dem Manne kann geholfen werden: In Russland zeigt ein lupenreiner Demokrat gerade, wie es geht. Dort stehen bekanntlich drei Mädchen einer feministischen Punk-Band vor Gericht, weil sie in einer Kirche demonstriert haben. Den Namen ihrer Band könnte man mit "F*****-Aufstand" übersetzen. Ein schöner Name für eine Punk-Band. Das es so etwas in Russland überhaupt gibt, lässt hoffen. Aber in Kirchen demonstrieren dürfen sie nicht. Dann verteidigt sich die Rechtsordnung mit aller Härte.

Dazu gehören in Russland anscheinend auch Praktiken, die von wertefeindlichen Wirrköpfen mitunter als Folter bezeichnet werden, aber waschechte Demokratie hat eben ihren Preis.

Derartiges scheint nun also auch dem Erzbischof von Bamberg vorzuschweben. Zeit, dass der Atheismus zur Religion erhoben wird. Dann könnten die Atheisten nämlich wegen Verletzung ihrer religiösen Gefühle jedes Mal vor den Kadi schreiten, wenn irgendein Geistlicher aggressiven Unsinn von sich gibt.

Die Atheisten würden auf den Einsatz von Folter vielleicht sogar aus Gewissensgründen verzichten.