Freitag, 6. Januar 2012

Die Klotür des Internets

Selten war das Unwort des Jahres so schnell gefunden wie dieses Jahr. Schon am 06.01.2012 ist es eigentlich unabwendbar, und es heißt "Transparenz". Das bedeutet wörtlich übersetzt eigentlich "durchscheinend" und wird insbesondere im übertragenen Sinne ausschließlich positiv besetzt. Jeder will es sein, auch wenn er es nicht ist. Wo man früher die Wahrheit gesagt oder wenigstens behauptet hat, dass man es täte, da ist man heute transparent. Oder will es sein.

Unternehmen sind transparent, Politiker sind transparent, alles soll transparent sein. Sogar eine NGO nennt sich danach und will Transparenz auch noch zwischenstaatlich etablieren, und diese seltsame Internetseite sowieso. Jean-Remy von Matt soll schon vor längerer Zeit gesagt haben, Blogs wären die Klowände des Internets; wenn dem so ist, dann ist Transparenz das Öffnen der Klotür.

Als die Achtundsechziger die Klotüren in ihren WGs ausgehängt haben, wollten sie bereits Transparenz, haben es nur noch nicht so genannt. Heutzutage werden im Namen der Transparenz überall die virtuellen Klotüren aufgerissen, um anderen beim Scheißen zuzusehen. Um dies für uneingeschränkt positiv zu halten, muss man wohl ein "digital native" sein. "Digital naive" träfe die Sache besser.

Ich will nicht sehen, was andere auf dem Klo tun, und ich halte es auch nicht für sinnvoll, andere zum Zugucken zu zwingen. Wenn der britische Botschafter den deutschen Kulturattachée für einen ungebildeten Crétin und den Botschafter für einen alkoholkranken Hurenbock hält, dann dient es der politischen Hygiene, wenn er dies hinter geschlossenen Türen tut. Und zwar auch dann, wenn er mit seiner Ansicht Recht hat. Gerade dann. Etwas Geheimnis tut eben jeder Beziehung gut.

Derjenige, der mit lautem Bohei die Klotür zum Forum internum aufreißt, erweist der Welt damit einen Bärendienst.

9 Kommentare:

  1. Die Klotür bei "rough justice" steht ganz weit auf, da ist nichts aufzureißen.

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  2. Und der erste anonyme Schmierfink hat auch gleich seinen Scheiß an die Wand geschmiert. Es wäre so viel schöner, wenn diejenigen, die offensichtlich persönliche Probleme haben - wohl nicht nur mit Herrn Nebgen, wie ich vermute -, nicht bei jedem Beitrag reflexhaft auf den Hausherren pissen würden.

    Wie wäre es, sich mit den Thesen, Inhalten und Meinungen auseinanderzusetzen und auf dieser Ebene dagegen zu halten? Wir anderen haben doch langsam verstanden, dass es 2-5 Heinis gibt, die bereits Herrn Nebgens Anblick nicht ertragen. Nun gut. Wir behalten das im Hinterkopf. Sie dürfen gerne ihre Ausscheidungen auf den dafür vorgesehenen Orten hinterlassen. Und ordentlich abwischen, Sie Ferkel.

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  3. Das ist hier ja fast so anal fixiert wie in England.

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  4. Bär: "Fusselst du?" - Hase: "Nein." - Bär: "Dann kann ich mir ja mit dir den Arsch abwischen."

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  5. Ja, viel zu oft gehört. Transparenz wo man nur hinsieht!
    www.extmind-corp.de

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  6. Fast alle menschlichen Bedürfnisse: Essen, Trinken, Sex, Schlafen, Spielen, Sehen, Hören und viele andere sind bei uns kultiviert und werden genossen.

    Außer dem Scheißen.

    Das kann anders sein und anders werden. Während des Scheißens kann man sich unterhalten, genießen und vieles mehr. Im Mittelalter war das wohl in Frankreich so, worauf die niedrigen Klowände zwischen den einzelnen Klositzen hinweisen.

    Auch in Deutschland gibt es große Badezimmer mit Klos, in denen sich frühmorgens die ganze Familie trifft und den Tag mit Gesprächen beginnt.

    Die Abneigung gegen eine geöffnete Klotür kann auch auf eine geistige Krankheit hinweisen.

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  7. http://www.youtube.com/watch?v=Qc6F-IAlgJw

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  8. "Wenn der britische Botschafter den deutschen Kulturattachée für einen ungebildeten Crétin und den Botschafter für einen alkoholkranken Hurenbock hält, dann dient es der politischen Hygiene, wenn er dies hinter geschlossenen Türen tut." Tja wenn er recht hat, hat er recht. Wahrscheinlich hat er ihn mit der BILDzeitung in der Hand erwischt. Da würde ich auch sofort den dummen Menschen entfernen lassen.

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