Dienstag, 29. November 2016

Vernetzte Deppen


Ein Mitglied der AfD-Fraktion in Sachsen stellt eine Kleine Anfrage zu Geschehnissen, die nie geschehen sind, an Orten, die es gar nicht gibt und erwartet auch noch eine ernsthafte Antwort der Staatsregierung. So aktuell geschehen, Kleine Anfrage und Antwort finden sich hier.

Alles wird postfaktisch. In Zeiten von Donald Trump und der AfD wird die Postfaktizität allerorten diagnostiziert. "Postfaktisch" ist das internationale Wort des Jahres. Dazu wird jetzt allerlei gesagt, auch, dass es das eigentlich immer schon gegeben habe, dass Menschen ihrem - oftmals allzu diffusen - Gefühl den Vorrang vor den sichtbaren Tatsachen gegeben hätten.

Den Unterschied zwischen früher und jetzt fasst ein Ausspruch schön zusammen, der von einem Experten für Reichsbürger stammen soll und den ich hier gefunden habe:

"In jedem Dorf gab und gibt es einen Deppen, über den sich der Rest lustig machte und nicht so recht ernst nahm. Doch seit der Erfindung des Internets vernetzen sich alle Dorfdeppen miteinander und halten sich für die auserwählte Elite, die die eine Wahrheit zu glauben meint."

Ist das jetzt schlimm?

Um diese Entwicklung richtig einordnen zu können, sollte man sich das Ergebnis eines Experimentes vor Augen führen, dass der Sozialpsychologe Solomon Asch schon in den fünfziger Jahren gemacht hat: Der hat Probanden einfachste Fragen zu offensichtlichen Dingen gestellt, z. B. welcher von zwei unterschiedlich langen Strichen der längere sei. Dann hat er die Probanden in eine Gruppe von Schauspielern gesetzt, die sich vehement dafür einsetzten, dass die offensichtlich falsche Lösung die richtige sei.

Das Ergebnis: Bis zu 75 % der Probanden befanden im Ergebnis, dass der kürzere Strich der längere wäre, obwohl das augenscheinlich nicht so war. Und Solomon Asch hat noch weiter gemacht: Er hat die Probanden hinterher gefragt, warum sie diese Meinung vertreten hätten. Der größtere Teil gab dabei an, dass er die Tatsache eigentlich schon richtig erkannt habe, sich aber nicht habe vorstellen können, dass jemand, der so vehement das Gegenteil behauptet, irren könnte. Daher hätte sie sich dem engagierten Lautsprecher untergeordnet. Das Phänomen ist als "soziale Konformität" in die Geschichte eingegangen.

Ein kleinerer Teil der Probanden hatte übrigens angegeben, tatsächlich geglaubt zu haben, dass der kürzere Strich der längere wäre. Da weiß man gar nicht, vor welcher Gruppe von Menschen man mehr Angst haben sollte.

Eines aber dürfte feststehen: Man sollte niemals aufhören, auch einfache Tatsachen immer wieder auszusprechen, damit die vernetzten Deppen nicht irgendwann den ganzen Rest mitreißen.

Man sollte nicht die Sorgen der Menschen ernst nehmen, sondern die Fehler, die sie dabei machen.



3 Kommentare:

  1. Guten Tag!

    Ein SEHR guter Artikel, der beschreibt, wie gefährlich die "postfaktischen" Anhänger der "A"fD & Co sind. Es hat sektenähnliche Erscheinungen mit der "A"fD...
    Und alles, was "religiös" erscheinen will, ist faktisch gefährlich.

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  2. "Postfaktisch". Warum sagen Sie nicht einfach "Unsinn" und weichen diesem dämlichen Trend zur Sprachvergewaltigung aus?

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  3. Sie teilen ja ganz schön aus in letzter Zeit, Herr Nebgen. Dumm, therapiebedürftig und jetzt Deppen. Warum echauffieren Sie sich so? Ist das noch mit dem Sachlichkeitsgebot vereinbar? Ich mach mal eine Anzeige nach § 43a Absatz 3 BRAO fertig.

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