Montag, 2. Juli 2012

Wann ist ein Rassist ein Rassist?



Fußballfans sind Bier saufende tätowierte Prolls. Manchmal sind sie auch überdrehte Intellektuelle, die mit ihrer passiven Liebe zum Fußball die fünf im Sportunterricht kompensieren wollen, über die sie nie hinweggekommen sind.


Und sie sind rassistisch. Das zumindest meint der geschätzte Kollege Hoenig - aber hier hat er sich vergaloppiert. Da war vielleicht etwas zu viel des Klischees im Spiel.


In derselben Kolumne, der das corpus delicti entstammt, hat man sich schon über das Aussehen zahlreicher Fußballspieler oder -trainer lustig gemacht: Martin Jol wurde z. B. zu Shrek, Sergio Ramos zu Alf oder der griechische Stürmer Samaras zum Geier aus dem Dschungelbuch. Unbeanstandet. Warum ist es jetzt rassistisch, Mario Balotelli neben ein Bild von Pittiplatsch zu stellen? Nur, weil er schwarz ist?


Der Gedanke entsteht beim Betrachter, möchte man meinen. Okay, man kann dem Gedanken Vorschub leisten, aber tut das nicht derjenige, über den man sich dort lustig macht, selber? Oliver Kahn wurde früher von gegnerischen Fans mit Bananen beworfen. Das mag man unschön finden; darum geht es hier nicht. Wichtig ist: Das hatte sicherlich nichts mit seiner Hautfarbe zu tun, Oliver Kahn ist eher blässlich. Man kann eben auch als Weißer an einen Affen erinnern.


Nun ist es zweifellos unhöflich, hierauf aufmerksam zu machen. Aber Fußballfans wollen ja in der Regel auch keine Höflichkeiten austauschen. Rassistisch ist es jedoch nicht. Rassistisch wäre es, jemanden wegen seiner Hautfarbe abzuwerten.


Im Falle Balotelli haben wir es wohl höchstens mit einer einfachen Beleidigung zu tun. Wenn er sich dadurch beleidigt fühlen sollte, mit Pittiplatsch verglichen zu werden.

12 Kommentare:

  1. Hier wird mal wieder alles mögliche vermischt, also: Plödsinn!

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  2. Recht hast Du. ich hatte es auch bereits bei Facebook geschrieben. Gerade Kahn wurde gerne mit einem Affen verglichen. Das hat niemanden gestört. Auch Vergleiche anderer Fußballspieler mit anderen Tieren/Figuren stören niemanden.

    Balotelli hat nunmal dunkle Haut. Führt das nun dazu, dass solche Vergleiche bei ihm besonders schlimm sind? ich weiß nicht. So soll/darf es eigentlich nicht sein.
    Klar, ihn Neger zu nennen geht garnicht.

    Aber der Vergleich mit Pittiplatsch?

    oder die diversen Fotomontagen seiner "most muscular" pose? Sorry, aber als Spargeltarzan sieht das nun mal doof aus, egal ob helle oder dunkle haut.

    Man sollte nicht überall auf Teufel komm raus nach Rassismus suchen.

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  3. @Nebgen und Thomas Will: Ich würde Ihnen gerne nicht widersprechen. Aber es geht nicht anders :-) In dem Bemühen, den sicher untadeligen Kollegen aus Köln, der sich angeblich rassistisch geäußert hat, zu verteidigen, begehen Sie beide leider einen Fehler, der diesen Diskussionen immer anhaftet. Er ist zusammengefasst im empörten Kommentar des Autors Andreas Schwartmann selbst - "...Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Rassist bin...". Das glaube ich ihm unbesehen, auch ohne ihn zu kennen. Die Äußerung ist dennoch rassistisch gewesen. Ich möchte niemandem allzu sehr die Erfahrung wünschen, die Herr Kollege Schwartmann jetzt gemacht hat und noch macht. Wer sie hinter sich hat, wird vermutlich in 99% der Fälle ähnlich reagiert haben - "Ich? Nie!". Ein Blick auf die Kommentare, die Herr Kollege Hoenig in seinem Beitrag zeigt, irritiert dann aber: Wie kann eine "harmlose" Äußerung solche menschenverachtenden, brutal-rassistischen Reaktionen hervorrufen? Bei denen sich, unterstelle ich, Herr Schwartmann sicher gruselt und die er nie und nimmer teilt? Nun, eben weil sie rassistisch war, die Äußerung, oder die optische Annäherung von Balotelli = Affe. Rassismus ist auch so schlimm, und Leute wie Herr Hoenig (und viele andere) reagieren darauf so empfindlich, weil rassistische Bilder und Äußerungen in uns allen irgend eine Assoziation haben. Aufrechte Verteidiger des Grundgesetzes können deshalb rassistische Äußerungen machen. Sie sind deswegen keine Rassisten, sie haben sogar die Chance, etwas zu lernen, das vielen abgeht: Wie verletzlich Menschen sind. Wenn Sie schwarze Haut hätten, fiele Ihr Lachen über den "harmlosen Scherz" verhaltener aus. Warum? Warum würde man als anständiger Mensch unwillkürlich innehalten, wenn ein solcher Scherz in Anwesenheit Nicht-Weißer Zuhörer fällt? Weil wir wissen, alle, auch Herr Schwartmann: Das ist - falsch. Man sagt es nicht. Es befördert Rassismus. Es ruft die Äußerungen auf den Plan, die bei Herrn Hoenig abgebildet sind und die eigentlich nicht fallen dürfen - oder? Die Lösung ist ganz einfach. Man schnauft durch und sagt nicht reflexartig "Ich bin kein Rassist". Das hieße nämlich umgekehrt: Auch Rassisten dürften dasselbe sagen, ohne, dass man sie dafür tadeln könnte. Man entschuldigt sich und sagt "ich distanziere mich von dieser Bemerkung entschieden. Ihre Tragweite habe ich erst im Nachhinein erkannt." Oder so. Niemand stempelt einen danach zum Rassisten.

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  4. Rassist bedeutet ein Menschenrassen hassender Mensch.
    Das lässt sich in dieser Definition eindeutig nicht erkennen.

    Soll man einen Menschen anderer Rasse anderst behandeln als die vor Ort typischen Menschen ?
    Ich denke nein.
    Sonst würde man ihm nur den Eindruck vermitteln, nur geduldet zu sein.
    Also: Auch weiterhin normale Bemerkungen machen, auch wenn man diese als Rassistisch einstufen könnte.

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    1. Ihre Definition ist leider nicht richtig. Wikipedia formuliert es besser: Rassismus ist eine Ideologie, die „Rasse“ in der biologistischen Bedeutung als grundsätzlichen bestimmenden Faktor menschlicher Fähigkeiten und Eigenschaften deutet.
      Es gibt auch "positiven Rassismus", z. B. Afrikaner haben Musik im Blut, sind besser im Bett etc. - für die Betroffenen genauso nervig, glauben Sie mir.

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  5. Jahrtausende der Sklaverei, Unterdrückung, Imperialismus, Kolonialismus haben schwarze Menschen sicher etwas skeptisch gemacht gegenüber Kommentaren von Ihren weißen ,, Brüdern''.

    Empathie ist ein anderes Stichwort. Als Jurist kennen Sie sicher die historische Entwicklung des Rechts, so das die Überlieferung alter Prinzipien bis ins deutsche Zivilrecht erhalten werden konnte. Jahrtausende alte Herrschaftsprinzipien. Diese hat ein jeder Jurist in seiner Ausbildung verinnerlicht.

    Wenn ein schwarzer Mensch sich angegriffen fühlt, dann kann es durchaus sein, dass er die Geschichte der Menschheit aus der Sicht der Unterworfenen verinnerlicht hat.

    Wenn weiße Menschen mehr Unterdrückung und Fremdherrschaft von schwarzen Völkern erfahren hätten, dann wäre die Sensibilisierung für rassistische Äußerungen sicher vergleichbar mit dem Gefühl und Empfinden eines schwarzen Mannes, wenn er heute Rassismus erfährt.

    Schlimm ist der latente Rasssimus, direkte Angriffe kann man abwehren, deshalb finde ich es gut, wenn manche Fussballfans zeigen, wie locker ihre Zunge ist, so dass man sich ein authentisches Bild machen kann. Erst dann kann man selbst sagen, was einen daran stört.

    Daher bitte mehr ausdrückliche Äußerungen!

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  6. @Herr Reuter:

    Das was Sie beschreiben sagt nichts darüber aus, dass die Äußerungen tatsächlich rassistisch sind. Es sagt vielmehr, wie "weichgekocht" die Menschheit ist. Das gute an Definitionen ist, dass man an ihnen objektiv messen kann. Nur weil in Anwesenheit eines schwarzen schockierende Gesicher zu sehen sind, weil ein Kommentar eventuell nicht nur 3 weiße, sondern auch einen schwarzen Kumpanen beleidigen könnte, ist er nicht rassistisch.

    Ich würde die Grenze ziemlich simpel ziehen. Für mich beginnt Rassismus dort, wo der Witz AUFGRUND einer Hautfarbe (bspw.) gemacht wird. Im Fall Balotelli hatte das mit seiner Farbe nichts zu tun, siehe Oliver Kahn. Ergo kann es kein Rassismus sein. Genauso ist es für mich aber Rassismus, wenn ein weißer wegen seiner Hautfarbe herabgesetzt wird. Nach Ihrer Definition, Herr Reuter, dürfte das jedoch nicht mehr unter Rassismus fallen, schließlich dürfte solch eine Beleidigung über einen weißen eher Gelächter und normalen Humor hervorrufen. Das mag an der unterschiedlichen Vergangenheit schwarzer und weißer liegen, doch rassistisch ist beides. Und es ist gut, dass rassistische Äußerungen nicht über die spontane Reaktionen definiert werden. Das trifft auf jegliche Definitionen zu.

    Solch eine Äußerung kann maximal etwas uneinfühlsam sein, aber rassistisch ist sie nicht. Auch Herr Schwartmann ist in meinen Augen kein Rassist und hat keinerlei rassistische Äußerungen gelassen.

    Ein anderer Punkt: Ich würde sogar die These aufstellen, dass derartige Postings von einem Spanier wiederum nicht rassistisch gewertet würden. Warum? Weil wir Deutsche sind. Aber das ist nochmal ein ganz anderes Thema.

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  7. Diese ganze Diskussion ist eigentlich spassig.

    Nehmen wir einmal an, ich mache ein Bild von zwei Menschen in der Balotelli-Pose. Nehmen wir weiter an, beide sind aus Südafrika, einer weiß, der andere farbig. Und beide vergleiche ich getrennt voneinander aufgrund der Pose mit einem Primaten - in dem einem Fall werde ich als Rassist tituliert werden, im anderen nicht.

    Aber nein - das gilt ja in Deutschland nur, wenn ich weiß wäre. Bin ich aber nicht, ich stamme aus dem gleichen Genpool wie Signore Balotelli, und bin damit in Deutschland per Definition andauerend "Rassismus!" schrei(b)enden Gutmenschen (die fast ausschließlich weiß sind)ein Rassismus-Opfer. Und DAS diskriminiert mich wirklich.

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    1. Das minen Sie hoffentlich nicht ernst. "Weiße" sind nun einmal nie mit Affen verglichen worden. Weiße haben immer nur "Schwarze" mit Affen verglichen. Affenlaute beim Training im Stadion kommen merkwürdigerweise immer bei schwarzen Spielern. Warum nur? Keine Sorge - Sie werden nicht diskriminiert, jedenfalls nicht rassistisch. Seien Sie froh. Sie würden dann aber wenigstens mehr Verständnis aufbringen, statt sich in wildem Relativismus zu üben. Auch, wenn es Ihnen schwer fällt: "Weiße" mit Affen zu vergleichen, evoziert kein rassistisches Vorurteil in Europa. Weil es keines gibt. Bei Schwarzen ist das anders.

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  8. Oliver Kahn, der des öfteren mal mit Affenlauten und Bananen bedacht wurde, ist also ein "Schwarzer" ? Bitte nicht verallgemeinern - im diskutierten Fall ist EIN Fußballspieler, der "schwarz" ist, mit einem Affen verglichen worden, und dies augenscheinlich aufgrund seiner Pose. Das es Schwachköpfe gibt, die im allgemeinen farbige Spieler mit Affenlauten bedenken steht auf einem anderen Blatt - und ja, dies ist rassistisch.

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  9. Im bayrischen Radio gibt es regelmäßig einen Witz mit Lothar Mattäus, in dem indirekt seine Intelligenz dargelegt wird.
    Auch diskriminierend, wenngleich das wohl nicht verurteilt werden würde.
    Aber rassistisch (weil er ein Weißer ist) ? - Nö !

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    1. Wenn Lothar Matthäus aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert würde, wär es Rassismus.

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