Mittwoch, 6. Juli 2016
Wer "ja" sagt, ist keine Dame
Stellen Sie sich eine Frau vor, die "nein" sagt. Nun stellen Sie sich dieselbe Frau vor, die einige Momente später "ja" sagt. Was gilt denn nun? Das ist das eigentliche Problem, und die Verfechter der Bewegung mit dem Slogan "Nein heißt nein" verleugnen es hartnäckig. Nach deren Willen - und mutmaßlich auch dem des Gesetzgebers - soll jede "nicht einvernehmliche" sexuelle Handlung strafbar sein. Das hört sich so nachvollziehbar an und ist doch so realitätsfern.
Denn man wird das (fehlende) Einvernehmen vor Gericht feststellen müssen. Ich habe andernorts bereits darauf hingewiesen, dass das eigentliche Ziel der "Nein-heißt-nein"-Bewegung mir daher zu sein scheint, genau diese Beweispflicht abzuschaffen. Das wäre ein schwerwiegender Eingriff in den demokratischen Rechtsstaat, der der Abschaffung der Unschuldsvermutung gleichkäme. Sabine Rückert hat es in der ZEIT sehr schön dargestellt.
Was die Sache zusätzlich problematisiert: Der Mensch kommuniziert eben nicht nur mit Sprache. Ein Großteil jeder Kommunikation geschieht nonverbal. Man kann "nein" sagen, aber nonverbal doch "ja" kommunizieren. Das geht auch nacheinander, so wie in dem eingangs gewählten Beispiel. Jeder erlebt dies tagtäglich an sich und anderen. Umso unverständlicher ist es, das diejenigen, die lauthals "Nein heißt nein" schreien, sich dessen in keiner Weise bewusst zu sein scheinen.
"Nein heißt nein" suggeriert Eindeutigkeit. Gerade in der Anbahnung sexueller Beziehungen ist Eindeutigkeit aber Gift. Erotische Anziehung lebt von Unsicherheit oder Ambiguität. Das "ja" wird häufig eben nicht ausgesprochen, sondern anders kommuniziert. Denken Sie an das alte Bonmot mit der Dame, die "vielleicht" sagt, aber "nein" meint, und "nein" sagt wenn sie "ja" meint.
Wenn sie "ja" verbal kommunizieren würde, wäre sie nach dem alten Spruch keine Dame, sondern: eine Prostituierte.
Und das wollen Sie, meine Damen und (wenige) Herren, allen Damen zukünftig zumuten? Wie stellen Sie sich diese Form des Zusammenlebens der Geschlechter eigentlich vor? Mit Dating-Regeln, wie sie das berüchtigte Antioch-College in den späten siebziger Jahren aufgestellt hat? Jeder Annäherung hat deren verbale Ankündigung mit ausdrücklich erteilter Genehmigung voranzugehen? "Darf ich Dir jetzt den Slip ausziehen?" als Einleitung des anschließenden Koitus? Dieser Regelkatalog ist aus guten Gründen schnell wieder in der Versenkung verschwunden und wird mittlerweile als "Treppenwitz der Universitätsgeschichte" bezeichnet.
Das soll jetzt also - in Gesetzesform - wieder eingeführt werden? Damit jedem Geschlechtsakt ein verbalisierter Händel vorausgeht? Meine Damen und (wenigen) Herren, Sie gedenken offenbar, jede Frau zur Prostituierten und jeden Mann zum Freier zu erklären. Das ist entwürdigend für alle.
Denken Sie darüber nach, aber bitte schnell.
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Sehe ich auch so. Aber ich bin auch ein Mann.
AntwortenLöschenSehe ich auch so. Und ich bin eine Frau.
AntwortenLöschenIn Zukunft muss wohl jeder Mann den Geschlechtsakt auf Video aufnehmen - natürlich nur mit Zustimmung - damit er später nachweisen kann, dass kein "nein" vorhanden war.
AntwortenLöschenIch schlage eines bundesweite Geschlechtsverkehrvideodatenbank vor. Geführt bei Frau Schwitzi...Schwesig daheim.
AntwortenLöschenDemnächst muss man sich die Einverständniserklärung schriftlich geben lassen ...
AntwortenLöschenNützt nichts ... die ist ja (wie frau weiß) doch nur erpresst worden ... oder gefälscht ... oder [gewünschten Vorwurf hier einsetzen] ... ;-)
LöschenDieser Text ist äußerst krude.
AntwortenLöschenEin Großteil jeder Kommunikation geschieht nonverbal. Man kann "nein" sagen, aber nonverbal doch "ja" kommunizieren.
Schon darüber nachgedacht, dass hier genau der große Irrtum der männlichen zur weiblichen Kommunikation besteht? Dass Männer selbst gerne dann noch glauben, man würde sie rattenscharf finden, wenn man als Frau sie mit den Blicken eigentlich schon in Grund und Boden gebrannt hat, weil ihre offensive Anmache die Frau zu Tode nervt und alles verspürt – nur keine sexuellen Gelüste?
Das ist gemeinhin genau das Verhalten, was Männer so schön mit „Frau will mich nicht, also muss ich sie erjagen” als steinzeitliche Gengabe für sich argumentieren.
Also auf gut Deutsch: der oben zitierte Satz ist für m. E. Steinzeitgedönse. Leave me alone please mit so 'nem Kram.
Genau dieses "Steinzeitgedönse" hat aus dem aufrecht gehenden Affen den Menschen gemacht, der wir heute sind.
LöschenAber vielleicht ist eine Abkehr vom Sex -weltweit- ein probates Mittel, der Überbevölkerung Herr zu werden
Jetzt haben wir die schwammige Formulierung "erkennbar gegen ihren Willen". Das schützt vielleicht die Frauen, die passiv da liegen, bitterlich weinen und schluchzen und bei denen ein Video vom erzwungenen Geschlechtsakt auftaucht. Aber Gina Lisa oder "Nein"-Sagerinnen schützt das nicht zwingend.
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