Mittwoch, 19. Juni 2013
Die äußerst traurige Ballade vom sehr kurzen Mandat
Ein zurückhaltend eingerichtetes Anwaltsbüro. Es ist nachmittag. Der Rechtsanwalt empfängt in seinem Besprechungszimmer einen Mandanten.
Mandant (nach Luft ringend): "Herr Rechtsanwalt, Sie müssen mir unbedingt helfen! Es ist dringend! Die Pölzers* haben meinen Hunk* gestohlen und mich bei den Dreeßens* verleugnet. Jetzt habe ich eine Vorladung von der Polizei erhalten, weil ich angeblich eine Erpressung begangen haben soll! Das stimmt doch alles gar nicht, die lügen doch alle! Außerdem brauche ich meinen Hunk* sofort zurück, und zwar noch heute! Und ich will Strafanzeige gegen die erstatten! Das sind Verbrecher, die ganze Stadt weiß das!"
Rechtsanwalt: "Nun mal langsam, eins nach dem anderen. Was ist denn geschehen?"
Mandant: "Das habe ich Ihnen doch eben alles erzählt!"
Rechtsanwalt: "Könnten Sie das bitte noch einmal etwas ausführlicher von Anfang an berichten, damit ich es verstehe? Haben Sie vielleicht irgendwelche Unterlagen dabei?"
Mandant (mit leicht aggressivem Unterton) "Unterlagen?" Was denn für Unterlagen? Das haben die doch alles! Hören Sie mal, ich brauche Ihre Hilfe, es ist dringend!"
Rechtsanwalt: "Da sprechen Sie ein wichtiges Thema an. Wenn ich schnell tätig werden soll, brauche ich natürlich zunächst einen Vorschuss in Höhe von - sagen wir - eintausend Euro."
Mandant (aufgebracht): "Was?! Sie wollen auch noch Geld von mir?! Ich bin doch das Opfer! Ihr Anwälte denkt auch immer nur ans Geld! Wo soll ich denn so schnell so viel Geld herbekommen?!"
Rechtsanwalt: "Sie werden verstehen, dass ich erst für Sie tätig werden kann, wenn meine Vergütung gesichert ist."
Mandant (noch aufgebrachter): "Sie nutzen meine Notlage aus! Ich werde Sie anzeigen!"
Rechtsanwalt: "Ah, Sie möchten gehen. Das trifft sich gut, ich sehe sowieso gerade, dass ich jetzt einen anderen Termin habe. Auf Wiedersehen."
Mandant ab.
Rechtsanwalt (zu sich selbst): "Den nächsten bringe ich um, ich bringe ihn um..."
* = Wort oder Name kann durch jedes andere beliebige Wort oder Namen ersetzt werden.
Nee, wat ne fiese Charakter. Auch noch Geld verdienen wollen.
AntwortenLöschenEs kristallisiert sich immer mehr heraus. Kollege Nebgen ist ein fieser Kapitalist. ;-)
AntwortenLöschenNa Na Na ... jetzt gehen Sie mal mit den Kapitalisten nicht so hart ins Gericht! Sie können die doch nicht mit dem Nebgen auf eine Stufe stellen!
AntwortenLöschen... s.c.n.r.
Was interessiert: Hat der kurze Mandant ein Rechnung bekommen?
AntwortenLöscheneinE Rechnung ...
AntwortenLöschenJuristische Blogs verkommen immer mehr zur Honoraroperette.
AntwortenLöschen@Rechtsanwaltsvergütungsgelaber
AntwortenLöschenFinden Sie? Gutes Mittel dagegen: Einfach nicht lesen :-).
Hochgeschätzter Herr Burhoff,
AntwortenLöschenwenn man es doch schon vorher wüsste. Leider bleiben die Beiträge oftmals weit hinter den Überschriften zurück. Bei Ihnen ist das zum Glück anders.
Ich hätte dem Mandanten noch was bezahlt: damit er geht.
AntwortenLöschenAger gibt es dafür eine Grundlage im RVG?
AntwortenLöschenJa ja und die Gefängnisse sind voller Unschuldiger.
AntwortenLöschenDass Sie nicht sofort erkannt haben, dass Ihr Mandant im Recht ist!
Das sieht man doch immer bei Alexander Hold im Fernsehen, der erkennt auch immer wer wo lügen tut.
Das ist mindestens Ausnutzung von einer Notlage. Auch noch Geld wollen - das ist Betrug sowieso! Und auch unterlassene Hilfeleistung!
Also hier ist schweres Unrecht geschehen ... irgendwie ;-)
@Rechtsanwaltsvergütungsgelaber
AntwortenLöschenSie haben Recht. Man sollte als Anwalt nicht ständig über Honorarfragen jammern. Schließlich geht es anderen Selbständigen nicht besser. Daß manche Leute nicht oder nicht angemessen für eine Leistung zahlen wollen, ist kein Exklusivproblem der Anwaltschaft. Gewisse Ausfälle muß man als Selbständiger einkalkulieren, wenn es auch ärgerlich ist.
Andererseits hat man - im Gegensatz Arbeitnehmern, Beamten oder Ärzten - noch keine Anwälte auf der Straße gesehen, die regelmäßig alle 2 Jahre eine Anhebung ihrer Vergütung fordern. Was für andere normal ist, wird Anwälten übel genommen. Aber auch darauf kann man sich als Anwalt einstellen.